Song and Dance

Sex, Tanz und Glamour: „Song and Dance“ ist ein überbordendes Solo-Stück, dass sich zwischen Tanz, Theater und Travestie bewegt. Zu der Musik von Prince bis hin zu Led Zeppelin erzählt die Choreografie die Geschichte eines Tänzers, der alles daran setzt, um ein schillernder Popstar zu werden. Aufgezeichnet wurde „Song and Dance“ in einer für das Fernsehen gekürzten Fassung im vergangenen Jahr in Paris.

Zu der Musik von Prince bis hin zu Led Zeppelin gewährt das Stück einen Blick hinter die Kulissen, wo ein ausgebrannter Tänzer sich in einen Möchtegern-Popstar verwandelt und die Höhen und Tiefen einer auf Sex, Glamour und den Zuspruch des Publikums ausgerichteten Karriere durchlebt. Die berührende Darbietung von Mark Tompkins war der Garant des großen Erfolges bei Publikum und Kritikern. Offenbar bedarf es der Distanz und Abgeklärtheit eines gewissen Alters, um ein Stück wie „Song and Dance“ zu inszenieren. Mark Tompkins, selbst Anfang 50, kann als Solo-Tänzer auf eine bewegte Karriere im Rampenlicht zurück blicken. So inszenierte er mit „Song and Dance“ auch einen Teil der eigenen Biografie und überhöhte diese exemplarisch zum Aufstieg und Fall eines namenlosen Popstars. Frei von Eitelkeit stakst und torkelt Tompkins über die Bühne, als schere er sich nicht darum, was das Publikum von einem – wenn auch in die Jahre gekommenen – Tänzer erwartet. Dies freilich hat der echte Mark Tompkins der von ihm verkörperten Figur voraus: Wenn Prince mit einem Testosteron geschwängerten, aggressiven wie verzweifelten Liebeslied erklingt („The Beautiful Ones“), so kopuliert der nach Liebe gierende Star dazu mit dem leibhaftigen Tod. In hochhackigen Pumps schließlich erklimmt er den von Led Zeppelin angelegten „Stairway to Heaven“ – ein klassischer Rocksong, dessen von Jimmy Page gespieltes Gitarrensolo Kenner für eines der besten der Rockgeschichte halten. Tompkins Performance steht in krassem Gegensatz dazu: Auf dem Gipfel angelangt, ausgezehrt von der eigenen Gier wie von der des Publikums, zieht sich der Star bis aufs letzte Hemd aus. Sexy freilich wirkt er nicht mehr, sondern eher wie der traurige Held einer gigantischen Peepshow. „I did it my way“ intoniert Tompkins am Ende mit geübter, dennoch brüchiger Stimme. Es bleibt offen, ob dies ein milder Rückblick ist oder nur eine weitere Pose. Mark Tompkins hat in seinem Tanz-Monolog „Song and Dance“ eine der unkonventionellsten und berührendsten Bühnen-Figuren der letzten Jahre geschaffen hat.

Sendetermin: Freitag, 9. Juni 2006 um 02:10

Seite beim ZDF Theaterkanal

Regie: Lutz Gregor
Kamera: Thomas Kutschker
Ton: Steffen Bohn
Choreographie: Mark Tompkins
Musik: Prince, Frank Sinatra, Patti Smith, Led Zeppelin, David Byrne u.a.
Tanz: Mark Tompkins

2005, 27 Min, F, Digi Beta
Produktion: ContactFilm Köln
Auftragsproduktion für ZDF/ARTE